Viršič Pass

Ruhe hatten wir genug. Niemand kam vorbei, kein Tier störte uns. Wir verlassen unseren Platz und radeln nach Bovec. Ein absolutes Touristenstädtchen, jedes zweite Haus bietet Zimmer an. Es ist ein schöner Ausgangspunkt für Wanderungen, Radtouren und Kajak, sogar Gleitschirmflüge werden angeboten. Wir kaufen etwas Brot ein und dann heißt es ran an den Berg. Es gilt 1260 Höhenmeter zu bewältigen um auf den Viršič-Pass zu gelangen.

Zu Beginn zieht sich die Straße gemächlich am Fluss Soca entlang. Die Steigung ist kaum spürbar und die Landschaft herrlich. Viele Touristen sind unterwegs. Sie überholen uns in ihren Autos, oder auf ihren Motor-/ Fahrrädern. Es ist ganz schön was los auf der Straße. Erst ab dem Dörfchen Trenta geht es dann richtig bergauf. Wir erinnern uns an einen unserer ersten gemeinsamen Radl-Urlaube. Damals sind wir über das Stilfser Joch geradelt, dort wurde jede Serpentine rückwärts abgezählt, so dass man immer wusste wie viele noch auf einen warten. Genau das gleiche finden wir nun auch hier.


50 Haarnadelkurven stehen an. Wir haben Glück, die meiste Zeit fahren wir im Schatten. Immer wieder haben wir einen tollen Blick auf die Bergwelt. Die Steigung ist annehmbar, trotzdem sind wir um 13 Uhr reif für eine längere Pause. Wir setzen uns an den Straßenrand, essen unser Brot und beobachten die vielen Autos, Motorradfahrer und Radler. Hauptsächlich vertreten sind die Länder: Slowenien, Deutschland, Österreich, Holland, Frankreich und Italien. Hin und wieder mischt sich sogar ein Spanier darunter. An Hand der Kleidung kann man auch die Motorradfahrer leicht in Nord- oder Südeuropäer einteilen. Die Nordeuropäer tragen, bis auf wenige Ausnahmen, komplette Motorradschutzkleidung, vom kleinen Zeh bis hoch in die Haarspitzen. Bei den Südeuropäern hält man hingegen lieber den Atem an. Sie sitzen in ihrer normalen Freizeitkleidung auf den heißen Maschinen, was heißen soll: kurze Hose, T-shirt und Turnschuhe. Nicht auszudenken was passiert wenn sie einen Unfall bauen. Naja, aber auch viele helmlose Rennradler sausen in Höchstgeschwindigkeit den Berg hinab.
Nach einer Stunde Pause, fühlen wir uns wieder stark genug und strampeln weiter. Kurz vor dem Pass hat es die Steigung nochmals in sich. Eine steile Rampe, doch dann haben wir es geschafft. Nach drei Stunden reiner Fahrzeit plus einer Stunde Pause stehen wir auf der Passhöhe. Viele Menschen tummeln sich dort und genießen die herrliche Aussicht. Unter anderem ein Radler aus Stuttgart. Sein „Anti-Stuttgart-21-Kleber“ auf Rad und Helm hat ihn verraten. Wir kommen ein wenig ins Gespräch ehe es dann an die Abfahrt geht. Die Landschaft auf der anderen Seite des Passes gefällt uns deutlich besser. Die Berge sind noch näher und steiler und wirken sehr imposant. Schnell kommen wir im Tal an und folgen einem Radweg, eine ehemalige Bahntrasse. Topfebener Weg und für uns immer leicht bergab. Wir müssen kaum treten, es läuft alles von alleine.


In einem Waldstück entdecken wir ein kleines Stück Wiese. Wir wollen nicht so offensichtlich auf den Feldern übernachten, wenn es doch rings herum viele Übernachtungsmöglichkeiten in Form von Zimmern oder Campingplatz gibt. Sebastian hatte schon das Zelt aufgebaut und ich war am kochen, als ein Ranger uns entdeckt. Wir befinden uns im Nationalpark, hier dürfen wir nicht zelten. Er fordert uns auf, sobald wir gegessen haben, den Platz zu räumen. 100 Meter entfernt endet der Nationalpark dort würden wir auch eine Wiese finden, da würde es ihn nicht stören. Dann fuhr er davon und ließ uns alleine zurück. Was für ein Mist. So aßen wir zu Nacht, packten unsere Sachen alle wieder ein und rollten ein Stück weiter, bis wir die nächste Wiese fanden. Es war uns zu riskant zu bleiben. Der Ranger ist bestimmt nochmal vorbei gefahren um zu gucken ob wir weg sind.

2 Gedanken zu „Viršič Pass

  1. muh macht die Kuh

    Sag bloß du warst in dem Fluß nicht baden?! das Wasser sieht richtig einladend aus – auch wenn es bestimmt ganz schön kalt war!?

    1. Sebastian

      Nein, hier war ich ausnahmsweise mal nicht baden, es war noch eher früh am Morgen, auf der Straße gut auszuhalten und das Wasser natürlich sau kalt!

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